Inspiring Lunch People & Culture: Führen ohne formale Hierarchie

Wir laden ein zu unserer neuen online Eventreihe: Inspiring Lunch People & Culture. Das Event richtet sich an Entscheider*innen aus Geschäftsführung und Personalbereich gemeinwohlorientierter Organisationen. Der Inspiring Lunch bietet Impulse zu Zukunftsfähigkeit und Leadership in Zeiten des Wandels und Raum für Austausch und Vernetzung.

Am 21. Juni ging die Eventreihe in die erste Runde. Wir widmeten uns der Frage, wie man ein Unternehmen in eine Organisation mit komplett verteilter Führung und ohne formale Hierarchie entwickelt. Wir freuen uns sehr, dass wir dafür mit Rainer Höll einen Wegbegleiter und Pionier für soziales Unternehmertum gewinnen konnten, der uns praktische Einblicke zum Thema Führen ohne formale Hierarchie bei Ashoka Deutschland gab. Die Ergebnisse haben wir in diesem Blogbeitrag zusammengefasst.

Selbstorganisation in der Praxis bei Ashoka Deutschland

Bis 2016 gab es bei Ashoka Deutschland noch eine traditionelle Führungsstruktur, die aus einer Doppelspitze und Bereichs- & Programmverantwortlichen bestand. Das passte allerdings nicht so gut zum partizipativen und empowernden Wesen der Organisation. Da machte es nur Sinn, den Weg in die Selbstorganisation zu wagen.

Selbstorganisation: How-To’s:

  • Bei Ashoka gab es nie eine Purpose-Problematik: Die Mitarbeitenden werden vom Sinn ihrer Arbeit angetrieben und brennen für den Zweck der Organisation. Das ist für die Selbstorganisation besonders wichtig, damit Mitarbeitende auch ohne externen Antrieb motiviert bleiben.
  • Selbstorganisation bei Ashoka Deutschland heißt: Es gibt keine Titel und formalen Hierarchierollen mehr – diese wurden durch rein funktionale Rollen ersetzt. Für jedes relevante Thema in der Organisation gibt es eine Überblicker*innen-Rolle, den sogenannten „Keeper“. Dieser soll nicht im Sinne einer entscheidenden Abteilungsleitung handeln, sondern einen Überblick über das Thema haben und sicherstellen, dass das Thema innerhalb der Organisation auf der Agenda bleibt.
  • Ashoka Deutschland lebt vollständige interne Transparenz bei Daten und Zahlen. Das Prinzip der Selbstorganisation wurde in einem Kodex verschriftlicht und ist für alle zugänglich.
  • Wie werden Entscheidungen getroffen?
    • Generell wird bei Ashoka Deutschland das „beratende Entscheiden“ angewandt: Jede*r Mitarbeitende kann hier selbst entscheiden, muss sich aber zuvor mit Expert*innen und Betroffenen beraten und so eine zweite Meinung einholen.
    • In klar definierten Projekten gibt es temporäre Kompetenzhierarchien. Hier wird festgelegt, wer entscheidet. Dies erfolgt aber allein aufgrund der vorhandenen fachlichen Expertise der jeweiligen Person.
    • Eine weitere Ausnahme: Grundsatzentscheidungen zur Strategie. Hier ist es besonders wichtig, dass alle Mitarbeitenden miteinbezogen werden. Ashoka Deutschland setzt daher bei solchen zukunftsweisenden Entscheidungen auf systemisches Konsensieren.
  • Als Grundhaltung der Mitarbeitenden bei Ashoka Deutschland gilt Großzügigkeit. Die Mitarbeitenden verabschieden sich von ihrem eigenen Ego und Geltungsdrang und bringen den Kolleg*innen Entscheidungsfreiheit und Vertrauen entgegen.

Der Weg in die Selbstorganisation: Ohne persönliche Fähigkeiten geht’s nicht

Hört sich alles super an, oder? Aber wie schafft man es als Organisation, dass diese Veränderung überhaupt gelingt? Ganz radikal handeln und alles auf einmal umschmeißen? Keine gute Idee. Kulturwandel ist ein langwieriger Prozess, der Zeit braucht und am besten durch erfahrene Organisationsentwickler*innen begleitet werden sollte.

Selbstorganisierte Organisationen verfolgen das Ziel, äußere Strukturen (starre Rollen, Hierarchien und Verantwortung) abzubauen und starke innere Strukturen bei den Mitarbeitenden zu schaffen. Diese inneren Strukturen sind innere Fähigkeiten wie der Umgang mit Konflikten, Feedbackkompetenz und Selbstreflexion. Auf die Stärkung dieser Fähigkeiten sollte beim Veränderungsprozess der Fokus liegen, da diese Fähigkeiten die Basis für das neue kulturelle Fundament der Organisation bilden.

An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei unserem Referenten Rainer Höll bedanken und verweisen bei weiterführenden Fragen zum Thema auf seinen Kontakt.

Termin verpasst?

Sie konnten beim Auftakt nicht dabei sein, aber möchten weiter informiert bleiben? Dann notieren Sie sich schon jetzt die nächsten Termine, schnappen Sie sich einen leckeren Mittagssnack und seien Sie beim nächsten Inspiring Lunch dabei!

  • Montag, 20.09.2021 12:30-13:30 – Faires Gehalt – geht das überhaupt?
    Referentin: Natascha Kretschmar, Senior-Projektmanagerin Talents4Good
  • Dienstag, 26.10.2021 12:30-13:30 – Mehr Arbeitskräfte für den Sozialen Sektor! Aber wie?
    Referent: Joß Steinke, Bereichsleiter Jugend und Wohlfahrtspflege, Deutsches Rotes Kreuz

Anmeldung über eventbrite.de.

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