Umsteigen in den Job mit Sinn: Tipps & Tricks für Ihre Bewerbung bei den grossen NGOs

Talents4Good-Projektmanagerin Nora Beckmann gibt in ihrem Gastbeitrag auf Impactify Tipps, wie man sich bei der Bewerbung nicht von der Konkurrenz entmutigen lässt und wie man eine große NGO mit der eigenen Bewerbung überzeugen kann.

Das neue Jahr 2021 nimmt so langsam an Fahrt auf und immer noch nutzen viele den Jahreswechsel, um sich neue Ziele zu setzen sowie Träume und Ideen endlich anzugehen. Neben Gesundheitszielen wie »mehr Sport« oder »gesündere Ernährung« stehen oftmals auch berufliche Veränderungen auf der Liste der Dinge, die im neuen Jahr endlich erreicht werden sollen.

Immer öfter handelt es sich bei den gewünschten Veränderungen im Job jedoch nicht um den nächsten Karriereschritt im klassischen Sinne, sondern um eine berufliche Neuorientierung. Einen Umstieg in den Job mit Sinn. Was für den*die Einzelne*n als eine sinnvolle Tätigkeit angesehen wird, kann dabei ganz unterschiedlich sein: Vom Einsatz für die Rettung des Regenwaldes oder bedrohter Tierarten, über den Kampf für weniger Armut weltweit, bis hin zum Engagement im Bereich Menschenrechte oder Verbraucherschutz – für jegliche Herzensangelegenheiten lässt sich eine Non-Profit-Organisation mit dem jeweils gewünschten Schwerpunkt finden. Besonders oft denken wir dabei an große, renommierte Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie Greenpeace oder UNICEF, die bereits Jahrzehnte in ihrem Feld tätig sind und regelmäßig in der breiten Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erregen.

Job mit Sinn? Ja, gerne! Aber wie denn nun?

Doch wie ergattert man ihn dann eigentlich, den Job mit mehr Sinn, in dem man sich für seine persönlichen Herzensthemen und für eine bessere Gesellschaft einsetzen kann?

Das Thema Umstieg in den Job mit Sinn steht bei uns nicht nur zum Jahresbeginn im Fokus. Seit 2012 unterstützt Talents4Good NGOs, Stiftungen sowie Sozialunternehmen bei der Suche nach den besten Menschen, die für die Ziele und Werte der Organisationen brennen und gemeinsam Großes erreichen und bewegen wollen. Damit bedienen wir als Personalberatung eine besondere Branche. Mit unseren verschiedenen Angeboten im Bereich Karriereberatung beraten wir auch Personen, die aus der For-Profit- (aka die klassische Wirtschaft) in die Non-Profit-Welt umsteigen und damit dazu beitragen wollen, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Wie in der Wirtschaft gilt es bei vielen NGOs ein klassisches Bewerbungsverfahren zu durchlaufen, bevor der Umstieg tatsächlich geschafft ist. Während viele kleine Organisationen nur selten neue Stellen besetzen und daher oftmals ein weniger standardisiertes Verfahren nutzen, sitzen in großen NGOs ebenfalls Personaler*innen, die zum Teil täglich eine Vielzahl von Bewerbungen sichten. Dies gilt es bei der Erstellung der eigenen Bewerbung zu berücksichtigen und diese daran anzupassen.

Bewerbungs-Hacks: Übersichtlichkeit, Verständlichkeit, passende Sprache

Verwenden Sie nicht Ihre Energie darauf, Ihre (Wechsel-)Motivation ausschweifend darzustellen. Ihre Motivation ist zwar relevant, nicht aber, ob Sie bereits 1993 als Schüler*in regelmäßig Müll gesammelt haben und sich darin Ihr Interesse am Umweltschutz begründet. Planen Sie vielmehr genug Zeit für eine übersichtliche und verständliche Darstellung Ihrer Erfahrungen und Ihrer Motivation ein. Denn auch Personaler*innen in großen NGOs haben in der Regel nicht viel Zeit, um in mehrseitigen Anschreiben und Lebensläufen inkl. aller Schulpraktika die relevanten Informationen zu identifizieren. Beschränken Sie Ihr Anschreiben daher auf eine bis eineinhalb Seiten und erstellen Sie zwar einen lückenlosen, aber trotzdem kompakten Lebenslauf.

Darüber hinaus hilft es, ggf. ein wenig »Übersetzungsarbeit« zu leisten. Denn Begriffe und Abkürzungen, die in Ihrer bisherigen Branche als bekannt vorausgesetzt werden können, werden nicht unbedingt in Tier- oder Umweltschutzorganisationen genutzt. Haben Sie in Ihren bisherigen Tätigkeiten stets die KPIs des Unternehmens bei Ihren Aufgaben im B2C oder B2B-Bereich im Blick gehabt? Super! Nicht jede NGO denkt und arbeitet jedoch in einer Kennzahlen-Logik oder nutzt entsprechende Begriffe aus der Betriebswirtschaftslehre. In diesem Fall können viele Business-Abkürzungen abschrecken oder Fragezeichen hervorrufen. Vielleicht kann Ihnen eine Person, die nicht in Ihrer Branche arbeitet, Feedback geben? Sind für sie Ihre bisherigen Aufgaben, Erfahrungen und Erfolge nachvollziehbar? Wenn nicht, überlegen Sie noch einmal, welche Abkürzungen Sie besser ausschreiben oder wie Sie Ihre bisherigen Aufgaben auch für branchenfremde Personen verständlich auflisten können.

Zusätzlich sollten Sie auch bei Bewerbungen für Positionen bei Non-Profit-Organisationen Ihre Sprache an die Kommunikationsweise der jeweiligen Organisation anpassen. Siezt oder duzt die NGO auf Ihrer Webseite? Wie wirkt die Homepage oder der Auftritt in den sozialen Medien? Nicht bei allen Organisationen wird ein eher informeller und lockerer Stil gepflegt, auch wenn der Non-Profit-Bereich oft mit dieser Art der Kommunikation in Verbindung gebracht wird.

Bei einer Bewerbung für eine große NGO stehen oftmals auch Ihre Sprachkenntnisse besonders im Fokus. Denn häufig wird bei den international tätigen Organisationen zum Teil auch in den deutschen Büros vorrangig auf Englisch kommuniziert. Ihre Sprachkenntnisse sollten dann präsent im Lebenslauf platziert werden und eine Bewerbung auf Englisch kann ggf. auch bei der Zusendung an das deutsche Büro passend sein.

Die Sache mit der authentischen Motivation und der Darstellung der eigenen Erfolge

Haben Sie bei früheren Bewerbungen schon einmal Schwierigkeiten gehabt, Ihre Motivation für das Unternehmen auf den Punkt zu bringen? Die Tätigkeit hörte sich spannend an, aber ob Sie sie für Unternehmen A oder Unternehmen B ausüben, war für Sie erstmal nicht entscheidend?

So sollte es Ihnen bei Ihrem Anschreiben für Stellen bei großen NGOs im besten Fall natürlich nicht gehen. Denn auch in diesem Fall gilt es, Ihre Motivation präzise zu benennen und Ihr Interesse für die jeweilige Organisation authentisch darzustellen. Ein allgemeiner Satz wie »Ich strebe einen Job mit mehr gesellschaftlicher Wirkung und Sinn an« ist dabei wenig aussagekräftig. Zeigen Sie in Ihrem Anschreiben, warum genau Sie die jeweilige Non-Profit-Organisation spannend finden und dass Sie sich im Vorfeld mit der Organisation und ihren Tätigkeitsschwerpunkten auseinandergesetzt haben.

Als Orientierung für die Erstellung Ihres Motivationsschreibens können Ihnen folgende drei Fragen dienen:

  • Warum interessieren Sie sich für diese Stelle in dieser Organisation?
  • Warum sind Sie der*die Richtige für die Position?
  • Welche Qualifikationen bringen Sie für die Position mit?

Bei der Erklärung, warum Sie die richtige Person für die Position sind, können Sie natürlich auf bereits erreichte Erfolge verweisen. Aber Vorsicht: Die Organisation arbeitet ggf. schon Jahrzehnte zu dem jeweiligen Themenfeld und verfügt über eine hohe Expertise. Sie sollten Ihre Erfolge daher nicht überzeichnen und zu hoch aufhängen – schließlich werden auch Sie höchstwahrscheinlich nicht allein die Klimakrise bewältigen.

Im Gegensatz zu Bewerbungen bei vielen Wirtschaftsunternehmen können Erfahrungen aus einer ehrenamtlichen Tätigkeit für Personaler*innen in NGOs eine zentrale Rolle spielen. Scheuen Sie daher nicht davor zurück, diese im Lebenslauf und Anschreiben zu benennen, besonders wenn Ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten einen Bezug zum Tätigkeitsfeld der jeweiligen Organisation aufweisen. Um ein Gefühl dafür zu erhalten, ob Ihre Wunschorganisation offen für Bewerber*innen aus der klassischen Wirtschaftswelt ist, lohnt sich die Recherche in den Karrierenetzwerken. Vielleicht sitzen dort schon Quereinsteiger*innen in der Führungsetage und haben schon einmal ein Interview zu Ihrem Wechsel gegeben? Dann ist ggf. eine höhere Offenheit für Quereinsteigende vorhanden oder die Selbstpräsentationen dieser Personen geben Ihnen weitere Inspiration für Ihre Bewerbung. Da die Konkurrenz bei ausgeschriebenen Stellen in großen NGOs in den meisten Fällen recht hoch ist, kann es sich auch lohnen, kleinere Organisationen mit dem gewünschten Tätigkeitsschwerpunkt in Ihrer Region zu recherchieren. Denn vielleicht wartet Ihre Traumstelle auch in einer unbekannteren Organisation auf Sie, die dafür die für Sie passenderen Strukturen bietet.

Auch für Absolvent*innen ist der Einstieg in den Dritten Sektor drin

Sofern Sie gerade von der Uni kommen oder noch am Anfang Ihrer beruflichen Karriere stehen, bieten größere NGOs zum Teil den Vorteil, dass sie Junior- oder Trainee-Stellen anbieten. Darüber hinaus kann sich über ein Praktikum oder eine Werkstudierenden-Stelle eine Anstellung nach dem Studium ergeben. In diesem Fall lohnt es sich also, schon während des Studiums interessante Themenfelder im Non-Profit-Bereich zu recherchieren und Erfahrungen über Anstellungen während des Studiums zu sammeln. Egal, ob mit Berufserfahrung oder als Absolvent*in: Oftmals klappt es nicht beim ersten Versuch. Daher gilt auch für Bewerbungen im Non-Profit-Bereich: Nehmen Sie die Absage nicht persönlich! Bleiben Sie dran! Nehmen Sie sich die Zeit, individuelle Bewerbungen für passende Stellen zu erstellen! Denn die Individualität der Bewerbung bestimmt weiterhin maßgeblich darüber, ob diese mit Interesse gelesen wird. Gerade dieser Grundsatz wird im Bewerbungsfieber oftmals vergessen.

Weitere Tipps zur Erstellung einer Bewerbung finden Sie hier.

Wenn Sie auf der Suche nach einem Job mit Sinn sind, aber nicht wissen, in welche Richtung es gehen soll und wo sie anfangen sollen zu suchen, schauen Sie doch mal bei unseren Angeboten im Bereich Karriereberatung vorbei.

Über die Autorin

Nora Beckmann ist Projektmanagerin am Standort Berlin und sowohl im Bereich Personaldienstleistung als auch Karriereberatung tätig. Schon früh hat sie sich selbst auf die Sinnsuche in der Arbeitswelt begeben und kann bei Talents4Good nun andere Personen dabei unterstützen, Inspiration für die eigene Karriere zu erhalten und neue berufliche Wege zu gehen. Neben der Arbeit für eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft mit den Kund*innen und Coachees schätzt sie an ihrer Tätigkeit vor allem auch das interne Erproben neuer Formen der (Zusammen-)Arbeit und das damit zusammenhängende Testen neuer Methoden zukunftsfähiger Organisations- und Arbeitsformen.

Beitragsbild: © Impactify